Die Firma Arthrex hat 2019 ein Mikroarthroskop unter dem Namen NanoScope auf den Markt gebracht, welches dabei ist die Gelenkspiegelung (Arthroskopie) zu revolutionieren. Damals waren wir neben der Klinik für Orthopädie und Tumororthopädie des Universitätsklinikums Münster die ersten Behandler im Münsterland, die dieses innovative Verfahren in ihr Behandlungsspektrum aufgenommen haben. In der Zwischenzeit hat sich das Verfahren durch die Entwicklung von Miniinstrumenten von einem diagnostischen zu einem therapeutischen Verfahren weiterentwickelt. Aufgrund dieser Entwicklung können immer mehr Gelenkeingriffe nanoskopisch und damit sehr schonend durchgeführt werden.
Vor der Entwicklung der Nanoskopie war die schonendste Art der “Gelenkspiegelung” die Arthroskopie, die meistens in Narkose durchgeführt wird. Über einen kleinen Hautschnitt wird ein Arthroskop und über einen zweiten kleinen Hautschnitt Operationsinstrumente in ein Gelenk eingebracht. Am Ende dieser Operation wird dieser Hautschnitt mittels Naht verschlossen. Die Fäden werden dann meist nach einer Woche entfernt.
Ein nanoskopischer Gelenkeingriff leistet das Gleiche wie eine diagnostische Arthroskopie nur entfällt die Narkose, der Hautschnitt, die Hautnaht und damit natürlich auch der Fadenzug.
Wie ist das möglich?
Das Nanoskop hat einen sehr geringen Durchmesser von 1,9 mm, was nicht dicker ist als der Durchmesser von Nadeln, die in der Praxis zur Gelenkpunktion eingesetzt werden. Deshalb benötigen wir für das Einbringen keine Narkose, sondern es reicht eine einfache lokale Betäubung.
Anders als bei einem Arthroskop wird deshalb bei einem Nanoskop auch kein Hautschnitt gesetzt. Das Einbringen eines Nanoskopes ähnelt einer einfachen Gelenkpunktion.
Welche Vorteile hat eine diagnostische Nanoskopie?
- keine Narkose
- kein Hautschnitt
- keine Hautnaht
- keine Fadenentfernung
- sofortige Vollbelastung nach dem Eingriff (keine Unterarmgehstützen postoperativ)
- Reduktion des Thromboserisikos
- Nach einer diagnostischen Nanoskopie muss der Patient nur für 24 Stunden auf Sport verzichten (Vergleich diagnostische Arthroskopie ca. 1 Woche)
- reduziertes Thromboserisiko
- geringeres Blutungs- und Infektionsrisiko
- keine Nüchternheit des Patienten erforderlich (so ist ggf. bei Bedarf ein sofortiger Eingriff trotz Nichtvorliegen von Nüchternheit möglich)
- alle diagnostischen Arthroskopien können durch eine Nanoskopie ersetzt werden. Mögliche Indikationen sind z.B. Nanoskopien vor einer geplanten Umstellungsoperation, vor einer (teil-)endoprothetischen Versorgung oder bei unklarer Verletzung des vorderen oder hinteren Kreuzbandes.
- Meniskusteilresektion
- Entfernung von freien Gelenkkörpern
- Plicaresektion
- Biopsien, partielle Synovektomien
- ein Teil der Knorpelersatzoperationen
- operative Therapie bei chronisch-therapieresistentem Patellaspitzensyndrom
- Partialdenervationen im Bereich des Kniegelenkes wie z.B. Patelladenervation
- Meniskusnaht
- der Großteil der knorpelrekonstruktiven Verfahren
Die Frage ist dabei nicht immer “Was ist möglich?” sondern “Was ist sinnvoll?” Natürlich können wir auch große Eingriffe wie z.B. eine Kreuzbandplastik unter Anwendung eines Nanoskopes durchführen. Hierbei würden aber die großen Vorteile der Nanoskopie wegfallen, da der Operierende für die Bohrungen und die Sehnenentnahme ohnehin einen Hautschnitt setzen müsste und dieser Eingriff auch bei Verwendung eines Nanoskopes in Narkose erfolgen würde. Wir bieten die nanoskopische Durchführung daher nur für die oben aufgeführten Eingriffe an. Hierbei sehen wir eine erhebliche Reduktion der Rekonvaleszenzzeit, eine Vermeidung von Narkose und Hautnaht und erleben, dass die Nanoskopie hier viele Vorteile bietet.
Wir haben diesen Meilenstein mit entsprechender Dankbarkeit und Begeisterung registriert.
Aus unserer Perspektive ist diese Entwicklung ein Riesenschritt in Hinblick auf maximal schonende Gelenkoperationen, die so schonend sind, dass eine diagnostische Nanoskopie kaum noch als Operation bezeichnet werden kann, da typische Merkmale eine Operation wie Narkose oder Hautschnitt entfallen.
Es liegt nun eine Menge Arbeit vor uns, denn es gilt nun das Verfahren in den operativen Alltag zu integrieren.
Die Ausweitung des Indikationsspektrums muss mit Bedacht erfolgen, um den Ruf dieser phantastischen Innovation nicht zu beschädigen und unsere Patienten optimal zu versorgen.
Wir freuen uns auf die vor uns liegende Pionierarbeit in diesem Bereich und sind sicher, dass die operative Versorgung von Gelenkerkrankungen und -verletzungen aufgrund dieser Innovation in 10 Jahren eine grundlegend andere als die heutige sein wird.
Eine therapeutische Nanoskopie des Kniegelenkes kostet je nach Materialaufwand zwischen 1700,- und 1900,-€. Der Hauptanteil der Kosten entfällt dabei auf die Kamera und die Miniinstrumente, die aus Sterilitätsgründen ein Einmalprodukt sind und nicht wiederverwendet werden kann.
Die Nanoskopie ist eine echte Innovation. Die ersten Nanoskopien in Deutschland erfolgten 2019, nehmen seitdem in unserer Praxis aber stetig zu
Private Krankenkassen erstatten die Kosten in den meisten Fällen problemlos.
Zum Erstattungsverhalten gesetzlicher Krankenkassen liegen uns leider bisher keine belastbaren schriftlichen Regelungen vor.
Wenn bei Ihnen eine Nanoskopie indiziert ist, erstellen wir gerne einen Kostenerstattungsantrag für Sie, um die Kostenübernahme zu erleichtern.
Trotz der Materialkosten für die Kamera und die Miniinstrumente werden die Krankenkassen sicher zeitnah registrieren, dass aufgrund der Einsparung von Narkoseleistungen, deutlich kürzeren Ausfallzeiten der Patienten, einer zu erwartenden niedrigeren Komplikationsrate (u.a. reduzierte Thromboserate, geringere Blutungsgefahr, geringere Infektions- und Wundheilungskomplikationen) die Kosten für nanoskopische Eingriffe eher niedriger als für arthroskopische Eingriffe sein werden.
Die nanoskopischen Eingriffe als solche sind aber sicher nicht einfacher als arthroskopische Eingriffe und sicher keine Anfängereingriffe.
Vorraussetzung optimaler nanoskopischer Ergebnisse ist eine grosse arthroskopische Erfahrung des Operateurs.
Wenn es zu einer zunehmenden Ausweitung des Indikationspektrums der nanoskopischen Chirurgie kommt, wird auch die Expertise des Anästhesisten in der Schmerzbehandlung wieder eine größere Bedeutung gewinnen, wenngleich die Verfahren nicht die gleichen sein werden wie in der arthroskopischen Chirurgie.
Einige Eingriffe werden auch in Zukunft arthroskopisch und einige sogar offen-chirurgisch durchgeführt werden müssen. Wir sind aber sicher, dass ihre Anzahl deutlich abnehmen wird. Sicher ist außerdem, dass die Nanoskopie bei umsichtiger Ausweitung des Indikationsspektrums und hohem Anspruch an die Ergebnisqualität unsere Behandlungsergebnisse verbessern und die Risiken und Unannehmlichkeiten für unsere Patienten erheblich reduzieren wird.
So wird für eine Vielzahl von Gelenkeingriffen die Nanoskopie die „next generation“ der Arthroskopie.
Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Verfahren bei seinen ersten Schritten und sicher auch in Zukunft begleiten dürfen.
Sie möchten wissen, ob bei Ihnen eine Indikation für eine Nanoskopie vorliegt? Dann vereinbaren Sie gerne einen Termin in unserer Kniesprechstunde (Tel. 0251-1313620) oder senden Sie uns eine Mail an info (at) zfs-muenster.de!
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